ÜBER DANKBARKEIT

Durch verschiedene und nicht immer ganz nachvollziehbare Zufälle kam es, dass Mumford und ich mit einem Bein in der Filmbranche landeten, in der wir uns bis heute auch regelmäßig die selbigen vertreten.

Für viele Hundebesitzer scheint es ein sehr reizvolles, für manche gar DAS ultimative Ziel zu sein:

der eigene Vierbeiner in den Medien, am besten in Werbung, Film, etc.

Ich gebe offen zu, dass es natürlich schon etwas sehr reizvolles hat, Mumford ab und zu durch die Flimmerkiste randalieren zu sehen. Es ist natürlich nicht mein Ziel, ihn bis zum Get no zu vermarkten (was es übrigens auch generell nicht ist), aber solange er Spaß an solchen Dingen und daran hat im Mittelpunkt zu stehen, werden wir das ganze wohl noch ein wenig verfolgen…

Sollte man also bereits mit seinem Hund Teil einer Filmkartei bei einer Agentur sein und das Glück haben einen Job zu ergattern, so sind Aufregung, Ungewissheit und Erwartungen meistens ziemlich groß.

Nun ist es mit den Erwartungen so eine Sache.

Auch, wenn es natürlich jedes Mal eine einmalige, vergleichsweise ungewöhnliche und einzigartige  Erfahrung ist, so ist es eines nicht: Glamourös!

Auch, wenn es Regisseure/Kamera-Licht-& Tonmenschen gibt, die sehr nett sein können, so gibt es auch solche, die es eben nicht sind. Meistens wird man gefühlte 365765 Stunden zu früh zum jeweiligen Drehort bestellt (man muss ja schließlich auf Nummer sichergehen) und es kann durchaus passieren, dass die Aufenthaltsmöglichkeiten alles Erhoffte übertreffen -  oder eben auch nicht.

Und dann ist da noch die Sache mit der Dankbarkeit. Es ist gut möglich in einem Job zu stecken, in dem in der Mittagspause jeder aus dem Team ein Bild mit eurem Fiffi haben möchte, man euch tausendmal fragt, wie lange ihr denn da-und dafür gebraucht habt, wie alt er ist und überhaupt (überhaupt= Geschichten über den eigenen Hund/den der Oma/der Tante).

UND es gibt eben diese Jobs, bei den eurer Hund über seine Grenzen hinausgeht, großartiges leistet, über tausende Schatten springt und um sein Leben performt- und am Ende in den Augen der anderen nichts gut genug ist. Diese Undankbarkeitswellen können sehr kalt und hart sein und einen Mitten in die Substanz treffen – also wie immer, wenn man viel investiert und dies nicht dementsprechend gewürdigt wird. Dagegen helfen leider meistens auch keine dicken Felle.

Ich habe im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass Dankbarkeit, und damit meine ich echte, wahrhaftige, von Herzen kommende Dankbarkeit, im Tiertraining eine zentrale Rolle einnimmt.

Unsere Tiere möchten- wie wir- in ihren Bemühungen (sein sie noch so klein) gesehen, in ihrem Sein wahrgenommen, und in ihrem Tun wertgeschätzt werden. Vermenschlichung ist dabei fehl am Platz. Ehrlichkeit und Authentizität nicht.

Dankbarkeit erfordert die Fähigkeit Dinge wirklich wahrzunehmen, sie zu SEHEN. Dankbarkeit erfordert Empathie, sie erfordert Demut. Demut erfordert ab und an das eigene Ego eine Runde Zigaretten holen zu schicken.

Oft beobachte ich Menschen, die diese Fähigkeit im Umgang mit Tieren verloren haben. Da wird in höchsten Tönen gekreischt, emotionslos und gesichtsvereist geclickert, Dinge als selbstverständlich erachtet, die das Tier Bemühungen gekostet haben, es wird nicht zugehört, wo es bitter von Nöten wäre. Und damit meine ich nicht bestimmte Trainingssituationen, in den erwähnte Methoden dazu genutzt werden um bestimmtes Verhalten zu erreichen. Ich rede hierbei von dem Phänomen der allgemeinen und weitverbreiteten Blindheit.

Im besten Fall sind wir dazu in der Lage unsere Tiere in Situationen zu bringen, in denen wir sie viel loben und ehrlich stolz auf sie sind. Im besten Fall erkennen wir jene, in die der Hund sich selbst katapultiert. Dann kommt es nicht darauf an (zumindest nicht, wenn dies vorgesehener Teil diverser Trainingspläne ist), unser vierbeiniges Gegenüber durch übertriebene Emotionalität völlig kirre zu machen, Leckerli-Konfetti regnen zu lassen und ein Tischfeuerwerk auf der Hundewiese zu zünden.

In erster Linie ist echte Anerkennung Ausstrahlung.

Sie ist ganz ruhig und sehr warm, was auf verrückte Art und Weise auf einen überzugehen scheint. Manchmal erdet sie, manchmal lässt sie einen innerlich hüpfen, wie ein kleines Kind, oft ist sie sogar mehr wert als Futterbelohnung und Spielzeug.

Eine Freundin sagte vor nicht allzu langer Zeit zu mir: “Deine Hunde sind bestimmt so toll, weil du immer so stolz auf sie bist.“ Dies war übrigens der Grund, der mich zu diesen Worten inspirierte. Und es stimmte. Es ist furchtbar anstrengend mit mir und den Hunden durch den Alltag zu spazieren, weil ich grundsätzlich mit einer Gehirnhälfte bei den Caniden bin, um ja keine Chance zu verpassen ihnen zu erzählen, wie unfassbar großartig sie doch sind. Natürlich in dafür angemessenen Situationen.

Hunde, die mir nichts, dir nichts in den nächsten ICE von Hamburg nach München steigen, sich unter dem nächsten Sitz verkrümeln und sich schnarchenderweise für 5 ½ Stunden verabschieden? Nicht normal! Stolz sein! Pubertärer, für sein Leben gerne pöbelnder Rüde, der sich große Mühe gibt Konflikte zu meiden anstatt mit Anlauf reinzuspringen? Nicht alltäglich! Stolz sein!

Euch und euren Hunden bieten sich am Tag tausende Möglichkeiten (mindestens).

Einfach mal dankbar sein.

Auch dafür.